Warum wird Fuel Dumping durchgeführt?

Fuel Dumping oder Treibstoffschnellablass wird hauptsächlich aus sicherheitstechnischen Gründen durchgeführt. Bei modernen Verkehrsflugzeugen kann es in bestimmten Notsituationen notwendig sein, Treibstoff abzulassen, um das Gewicht zu reduzieren. Das kann insbesondere dann erforderlich sein, wenn das Flugzeug nach einem technischen Problem, einem medizinischen Notfall oder einen Fehlstart schnell zurückkehren muss. Flugzeuge haben eine maximal zulässige Landgewichtsgrenze, die deutlich unter dem maximalen Startgewicht liegen kann. Wenn das Flugzeug mit voller Treibstoffladung landet, könnte es diese Grenze überschreiten, was das Risiko von Schäden am Fahrwerk und an anderen strukturellen Komponenten des Flugzeugs erhöhen würde.


Was passiert beim Fuel Dumping?

Der Treibstoff wird durch spezielle Ventile und Ablasssysteme im Flugzeug, oft an den Tragflächen oder am Rumpf, in die Atmosphäre entlassen. Diese Systeme sind so konstruiert, dass der Treibstoff über eine größere Fläche verteilt wird, um die Umweltauswirkungen zu minimieren. Der abgelassene Treibstoff, meist Kerosin, besteht hauptsächlich aus Kohlenwasserstoffen und enthält eine Vielzahl von chemischen Verbindungen, darunter auch solche, die als Luftschadstoffe wirken können.

Der Treibstoff wird in der Regel in höheren Flugzeughöhen, zwischen 6.000 und 8.000 Fuß (1.800 – 2.400 Meter) oder noch darüber abgelassen. In dieser Höhe verdunstet der Treibstoff teilweise oder vollständig, bevor er die Erde erreicht. Die flüssigen Tropfen vermischen sich mit der Luft und können in der Atmosphäre verbleiben oder auch als Dampf kondensieren.


Flugzeuge mit Fuel Dumping-Systemen

Fuel Dumping-Systeme sind typischerweise in größeren Verkehrsflugzeugen mit einer hohen maximalen Abflugmasse (Max Takeoff Weight, MTOW) installiert. Diese Flugzeuge benötigen aufgrund ihrer Größe und der langen Reichweite oft mehr Treibstoff, was das Risiko erhöht, das zulässige Landegewicht zu überschreiten.

Zu den Flugzeugen, die mit einem Fuel Dumping-System ausgestattet sind, gehören:

1. Boeing 747 (insbesondere die Varianten 747-400 und 747-8) 

2. Boeing 777

3. Boeing 767

4. Airbus A330 

5. Airbus A340

6. Airbus A350 

7. Boeing 787 Dreamliner

Die Airbus A321 und ähnliche kleinere Flugzeuge verfügen in der Regel nicht über ein Fuel Dumping-System, da sie meist auf kürzeren Routen eingesetzt werden und das Landegewicht auch ohne Treibstoffablass unter den zulässigen Grenzwerten bleibt.


Gesundheitliche und Umweltauswirkungen

Umweltauswirkungen:

Das Ablassen von Treibstoff hat mehrere umwelttechnische Auswirkungen. Zwar wird der größte Teil des Treibstoffs in höheren Flughöhen verdunsten und sich über die Atmosphäre verteilen, jedoch können dabei Schadstoffe wie Kohlenwasserstoffe, Rußpartikel und Stickoxide in die Luft freigesetzt werden. Diese chemischen Verbindungen tragen zur Luftverschmutzung bei und können langfristig den Klimawandel beeinflussen, da sie das Treibhauspotenzial besitzen.

Gesundheitliche Auswirkungen:

Das Umweltbundesamt und andere Umweltorganisationen weisen darauf hin, dass die direkten gesundheitlichen Auswirkungen von Fuel Dumping auf die Bevölkerung in den meisten Fällen gering sind. Der größte Teil des Treibstoffs verdunstet, bevor er den Boden erreicht, und die Menge an Treibstoff, die tatsächlich in dicht besiedelten Gebieten landet, ist vergleichsweise gering.


Häufigkeit in Deutschland

Fuel Dumping ist in Deutschland relativ selten, aber es kommt immer wieder vor. Es ist schwer, eine genaue Zahl zu nennen, da diese Vorfälle nicht immer umfassend dokumentiert werden. Schätzungen zufolge gibt es in Deutschland jährlich nur eine geringe Zahl von Vorfällen, in denen Treibstoff abgelassen wird. In den meisten Fällen handelt es sich um Flugzeuge, die nach einem Fehlstart oder einer technischen Störung zum Flughafen zurückkehren müssen.